Ich habe kürzlich für den BDA-Talk, dem Debattenmagazin des BDA Bayern, einen kurzen Kommentar zum Thema „Bayerns Gesicht – dem ökonomischen Druck nachgeben?“geschrieben:

Bayerns Gesicht, das hat natürlich was mit dem Bild zu tun, welches wir uns von Bayern machen, bzw. welches wir von Bayern sehen. Und da komme ich ins Spiel, ich bin Architekturfotograf und bin für einen kleinen Teil dieser Bilder verantwortlich.

Wenn ich an Bayern denke, dann ertappe ich mich dabei, wie ich zuallererst an Bilder wie grüne Wiesen und blaue Himmel denke, an kleine Dörfer und an Städte, die auch eher dörflich und beschaulich erscheinen. Weit weg wirken die Metropolen wie Berlin oder das Ruhrgebiet mit der ihnen eigenen Hektik, es geht alles etwas gemütlicher voran.

Auch in der Werbung wird das Bild Bayerns verklärt, es gibt glückliche Kühe auf saftigen Wiesen und idyllische Ortschaften mit historischen Stadtkernen. In Bayern leben offensichtlich Menschen, die glücklich sind, und Zeit haben, gemütlich im Biergarten zu sitzen.

Die Realität sieht aber auch anders aus. Wenn ich unterwegs bin – und ich bin als Fotograf verdammt viel mit dem Auto unterwegs – begegne ich oftmals anderen Bildern. Vorbei die Gemütlichkeit des Biergartens aus der Werbung. Die Autobahn ähnelt eher einer Rennstrecke.

Dann, am Ortseingang, meist direkt nach dem Ortsschild, präsentiert sich fast jeder Ort erst einmal mit der üblichen Ansammlung von Discountern, Baumärkten und Fastfood-Läden. Dazwischen die Neubaugebiete, das ist praktisch, denn der Weg zum Einkaufen ist nicht weit. Dort tobt das Leben, die Parkplätze sind voll, und an den Samstagvormittagen finden ganze Familien ihre Beschäftigung zwischen Autowaschen und Shoppen, zwischen Frisör und Kinderland.

Doch diese Freizeitparks vor den Ortschaften haben natürlich ihren Preis. Je weiter ich ins Zentrum komme, desto weniger Leben finde ich dort. In Kleinstädten und Dörfern nimmt der Leerstand von Häusern und Geschäftslokalen zu, obwohl gleichzeitig um die Ortschaften herum immer mehr Ladenfläche gebaut wird. Gewinnmaximierung nennt man das wohl.

So langsam sollten wir uns schon Gedanken machen, ob wir zuschauen wollen, wie unsre Innenstädte aussterben. Ich würde sehr gerne lebendige Innenstädte fotografieren, in denen auch das alltäglichste Bauvorhaben vernünftig geplant ist. In denen man einkaufen kann, in denen man wohnen und sich begegnen kann.